Single – ein Unglück, das gefürchtet oder abgewendet werden muss? Den einzigartigen Plan und die Berufung Gottes für sich entdecken.
Nancy DeMoss Wolgemuth
2. Dezember 2019

In seinem bekannten Kapitel über die Ehe warnt der Apostel Paulus davor, eine andere Gabe oder Berufung als die von Gott anvertraute anzustreben. Er ermahnt uns, nicht zu versuchen, aus dem gebundenen Stand zu fliehen, noch darauf zu bestehen, eine Gabe zu erhalten, die Gott nicht für uns vorgesehen hat. «Jeder bleibe in dem Stand, in dem er berufen worden ist» (1. Kor. 7,20).

Wenn es dir gefällt ...

Ich bin nicht versehentlich Single. Ich bin nicht Single, weil mich nie der «richtige Mann» gefragt hat. Ich bin nicht Single, weil ich es mir in den Kopf gesetzt habe, nicht zu heiraten. Vielmehr bin ich deswegen Single, weil Gott für mich das Geschenk des Singleseins ausgewählt hat. Ich glaube, dass ich aufgrund des vollkommenen Willens Gottes und seines Plans Single bin. Ich habe keine Möglichkeit zu wissen, für welchen Zeitraum er mir dieses Geschenk gibt oder ob er jemals entscheiden wird, mir das Geschenk der Ehe zu geben. Ich weiss nicht, ob es sein Wille für mich ist, in fünf Jahren noch Single zu sein. Aber ich weiss, dass es sein Wille ist, dass ich es jetzt bin.

Ich muss mein Herz darauf ausrichten, hier – wie in jedem Bereich meines Lebens – mit den Worten der Jungfrau Maria zu antworten, als ihre Welt durch den himmlischen Boten auf den Kopf gestellt wurde: «Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort!» (Luk. 1,38).

Natürlich gibt es Zeiten, in denen ich jammere und mich nach etwas sehne, das Gott nicht gegeben hat. Aber immer und immer wieder bringt er mich zurück an diesen wunderbaren Ort des Vertrauens und der Hingabe, die sagt: «O Herr, wenn es dir gefällt, dann gefällt es auch mir.» Wir neigen dazu, zu denken, dass das, was wirklich gut ist, die Erfüllung unseres Verlangens ist. Aber in Wirklichkeit ist das höchste Gut in diesem Universum das, was Gott für unser Leben wählt.

Die Frage ist nicht: «Was will ich für mich selbst?», sondern: «Was will Gott für mich?» Was wird ihn erfreuen und ihm die grösste Ehre bringen? Was wird seine Absichten auf dieser Erde am besten erfüllen?

Für viele Singles bedeutet das, mit Bereitwilligkeit eine gewisse Zeit lang unverheiratet zu bleiben. Für einige bedeutet es, bereitwillig eine lange oder sogar lebenslange Ehelosigkeit anzunehmen. Für die meisten bedeutet es, die Verbindlichkeit und Pflichten der Ehe zu Gottes Zeitpunkt anzunehmen.
Obwohl sich viele Single-Männer und Single-Frauen danach sehnen, zu heiraten, gilt das nicht für alle. Mit der Zunahme von Scheidungen und einer weitverbreiteten Unzufriedenheit in Familien wählen manche Erwachsene freiwillig die Ehelosigkeit, um dem Druck, der Verantwortung und der Einschränkung durch eine eigene Familie zu entkommen.

Natürlich beinhaltet die Ehe eine enorme Last an Verantwortung und Einschränkungen. Aber indem wir uns selbst verleugnen und gottgegebene Aufgaben annehmen, werden wir zu dem, wozu er uns geschaffen hat. Es geht immer wieder um die grundsätzliche Frage: «Was ist der Wille Gottes für mein Leben?»

Wenn ich nur ...

Ich bin zu der Ansicht gekommen, dass Sie und ich fast alles erreichen können, wenn wir es uns nur fest vorgenommen haben. Wenn unser Wunsch zu heiraten gross genug ist, werden wir auch jemanden finden, der uns heiratet. Wenn der Wunsch eines unglücklichen Ehepartners, aus seiner Ehe auszubrechen, gross genug ist, wird er oder sie auch ausbrechen können. Aber es ist wichtig, sich daran zu erinnern, wie gefährlich es ist, darauf zu bestehen, dass Gott uns unseren eigenen Willen gewährt. Tatsächlich ist es eine meiner Befürchtungen, dass Gott mir alles gibt, was ich haben möchte! Die Geschichte der Israeliten ist ein mahnendes Beispiel dafür, dass, wenn Gott uns gibt, was wir verlangen, wir damit auch «Magerkeit in [unsere] Seelen» bekommen (Psalm 106,15).

Über die Jahre habe ich gelernt zu verstehen, dass Zufriedenheit eine Entscheidung ist. Echte Freude ist nicht das Ergebnis davon, dass ich alles habe, was ich möchte, sondern davon, dankbar genau das zu empfangen, was Gott mir gibt. Der Feind möchte vielen von uns die Freude rauben, indem er uns dazu bringt, in dem törichten Gedanken des «Wenn nur ...» zu leben. Wir meinen, wir würden glücklich, «wenn nur ...»

«Wenn ich nur einen Ehemann hätte ...»
«Wenn ich nur keinen Ehemann hätte ...»
«Wenn ich nur einen anderen Ehemann hätte ...»
«Wenn wir nur Kinder hätten ...»
«Wenn wir nur nicht so viele Kinder hätten ...»
»Wenn ich nur einen anderen Job hätte ...»
«Wenn ich nur woanders leben würde ...»
«Wenn ich nur ein eigenes Haus hätte ...»
«Wenn ich nur mehr Geld verdienen würde ...»


Tatsache ist, dass, wenn wir nicht mit dem zufrieden sind, was wir haben, wir auch niemals zufrieden sein werden mit dem, was wir haben wollen. Ich mache mir immer Sorgen, wenn ich einer unverheirateten Person begegne, die nicht gelernt hat, als Single zufrieden zu sein. Meistens besteht die Erwartungshaltung, dass die Ehe sie glücklich machen würde. Aber eine Ehe kann niemanden glücklich machen! Genau genommen wird jeder, der nur heiratet, um glücklich zu werden, früher oder später zwangsläufig unglücklich werden.

Wo bist du – der mich glücklich macht?

Bei der Ehe geht es nicht darum, jemanden zu finden, der uns glücklich macht; es geht darum, zu lernen, jemand anders glücklich zu machen. Es geht nicht darum, etwas zu bekommen; es geht darum, zu geben. Es geht nicht darum, Erfüllung zu finden; es geht um Selbstverleugnung und Verzicht.
Wenn man nicht lernt, als Single zufrieden zu sein, wird man höchstwahrscheinlich auch dann nicht zufrieden sein, wenn man einmal verheiratet ist.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 12/2019.