Verborgene Schönheiten entdecken.
Martin Mägli
26. November 2019

Rondane, der älteste und einer der meistbesuchten Nationalparks Norwegens, zählt mit seinen 963 km² eher zu den kleineren Nationalparks. Seine Fläche entspricht etwa der Grösse des Kantons Thurgau. Er ist insbesondere für die wilden Rentiere bekannt und für sie ein wichtiger Lebensraum. Deshalb wurde er seit seiner Gründung im Jahr 1962 auch um das Dreifache vergrössert.

Rondane ist eine typische Hochgebirgslandschaft mit neun Gipfeln über 2000 m. Selbst der niedrigste Punkt liegt eher hoch und befindet sich nur knapp unter der Waldgrenze, d. h. etwas weniger als 1000 m. Die wilde und archaische Landschaft erscheint auf den ersten Blick lebensfeindlich. Wenn man aber genauer hinblickt, entdeckt man überall Leben und manch verborgene Schönheiten. Vielleicht hat dieses Gebiet genau deshalb so viele Künstler und Dichter inspiriert und womöglich ist dies auch der Grund, weshalb die Menschen seit Generationen immer wieder nach Rondane zurückkehren. Auch mir geht es so. Die Weite der Landschaft und besonders die herbstlichen Farben dort haben es mir angetan. Auch wenn diesbezüglich das Timing bei meinem letzten und bisher einzigen Besuch leider nicht ganz gepasst hat, fanden wir im Norden doch ein wahres Wunderland vor.

Jedenfalls bietet der Rondane-Nationalpark für alle etwas. Man trifft auf ein ausgedehntes Netz von markierten Wanderwegen und zahlreiche Hütten. Das Gebiet eignet sich ideal für jede Art von Wanderung, ob Tageswanderungen durch sanftes Gelände oder anspruchsvolle mehrtägige Trekking-Wanderungen durchs Gebirge.

Seltene Begegnung

Einen wunderschönen Anblick bieten die wilden Rentiere, was in Skandinavien sonst eher selten vorkommt. Allerdings muss man wissen, dass die Rene extrem scheu sind und man sie als Wanderer kaum zu sehen bekommt, da sie auch bejagt werden. Die norwegische Naturschutzbehörde bezeichnet Rondane als «besonders wichtigen Lebensraum des einheimischen Rens», wobei der Bestand auf 1500–2000 Rentiere geschätzt wird.

Der kurze Sommer ist für die Rene die wichtigste Jahreszeit, da sie möglichst viel fressen müssen, um gut auf den Winter vorbereitet zu sein. Im Herbst beginnt die Brunft. Die Männchen bilden ein Harem und paaren sich mit so vielen Weibchen wie möglich. Aufgrund des Schnees ist das Nahrungsangebot im Winter eingeschränkt und die Rene finden nur noch Flechten, Mose und Pilze zum Fressen. Im Frühjahr kommen die Jungtiere zur Welt. Sie lernen innerhalb von Minuten zu laufen, damit sie mit der Herde Schritt halten können.
Auch wenn im Park Grosswild wie Rehe und Elche leben, begegnet man auch diesen Tieren kaum und wenn, dann am ehesten am Parkrand. Zudem gibt es hier eine kleine Population Braunbären und einige Vielfrasse, die u. a. Jagd auf Mäuse, Schneehasen und Lemminge machen. Ebenfalls auf die kleinen Tiere abgesehen haben es die Steinadler und Gyrfalken, welche ganzjährig im Park vorkommen.

Lesen und bestaunen Sie die eindrückliche Fotoreportage in ethos 12/2019.