Im «Kollektivismus» verschmilzt jeder bequem mit der Gruppe, man geniesst die Annehmlichkeit der Übereinstimmung. Aber Gott sucht immer noch Männer und Frauen, die ihm vertrauen und «heilige Helden» sein wollen.
Warren W. Wiersbe
16. Mai 2023

«Auf dem weitläufigen Schlachtfeld der Welt, im Feldlager des Lebens, findet man den christlichen Soldaten durch seine Ehefrau vertreten.»

Ohne leugnen zu wollen, dass manche Männer die geistlichen Heldentaten ihren Ehefrauen überlassen, stimme ich dieser zynischen Version des berühmten Gedichts von Henry Wadsworth Longfellow nicht ganz zu. In fast fünfzig Jahren des Predigens in vielen Teilen der Welt traf ich zahlreiche christliche Männer, die gemeinsam mit ihren Frauen und Kindern mutig zur Ehre Gottes leben. Heldentum ist keine Frage des Geschlechts. Die Kirchengeschichte umfasst Erzählungen sowohl von Frauen als auch von Männern, die man ruhig als «Glaubenshelden» bezeichnen darf. Und die Geschichten der Millionen namenloser Helden werden wir erst erfahren, wenn wir in den Himmel kommen.  

Der amerikanische Historiker Arthur M. Schlesinger Jr. gibt der modernen Gesellschaft die Schuld für den Mangel an der Art von Männern und Frauen, welche «die Geschichte mit beiden Händen ergriffen und ihr einen Stempel, sogar eine Richtung aufdrückten, die sie ansonsten vielleicht nicht gehabt hätte». Laut Schlesinger betont die heutige Gesellschaft den «Kollektivismus» statt die Individualität, wobei jedermann bequem mit einer Gruppe verschmilzt und die Annehmlichkeit der Übereinstimmung geniesst. Das lässt wenig Raum für den mutigen, ja exzentrischen Menschen, der eine Vision hat und es wagt, anders zu sein. Viele Menschen fühlen sich in der Gegenwart von Helden unwohl – sie zeigen dem Rest von uns, wie klein wir wirklich sind.

Dank der modernen Medien lassen sich «Helden» praktisch über Nacht künstlich erschaffen. «Wenn vor zweihundert Jahren ein grosser Mann auftrat», schrieb Samuel Boorstin, «suchten die Menschen in ihm die Absichten Gottes; heute suchen wir seinen Presseagenten.» Aber die Christenheit hat auch viele wahre Helden, die Gott und den Gläubigen mit Bescheidenheit und Mut dienen. Doch es braucht mehr von ihnen, wenn wir die Herausforderungen meistern wollen, vor die Gott uns gestellt hat.

Was zeichnet Helden Gottes aus?

Sie passen in keinvorgegebenes Muster

Die Welt gibt uns ein Klischee, wie Helden zu sein haben, aber es gibt kein vorgefertigtes Modell für erfolgreiche Führungspersönlichkeiten, weder im Geschäftsleben noch in der Politik oder in der Gemeinde. In der Tat sind nicht alle Helden Gottes zwangsläufig «Anführer», viele sind einfache, gehorsame «Gefolgsleute».
Ich hatte das Privileg, in den Vorständen vieler Gemeinden mitzuarbeiten, und dabei eines gelernt: Gott ist souverän in der Vorbereitung und Berufung seiner Diener. Oft sind es die scheinbar nicht dazugehörenden Aussenseiter, die erleben, wie der Herr Aussergewöhnliches tut. Gottes Helden sind keine Kopien, sondern Originale. Sie wagen es, sich selbst zu sein und das Werk zu tun, zu dem der Herr sie berufen hat.

Sie sehen Möglichkeiten, ohne die Probleme zu ignorieren

Die Glaubenshelden in Hebräer 11 sind gefesselt von Gott und davon, wer er ist, was er tut und was er von ihnen verlangt. Wenn wir in ihre Augen blicken, sehen wir einen fernen Ausdruck – sie haben die Vision erfasst. Sie richten den Blick in die Zukunft und setzen Prioritäten, indem sie fragen: Hat das Ewigkeitswert?
Heute begnügen sich die Führer allzu vieler Gemeinden damit, sich anzupassen, und die Gemeinde ist ein Parkplatz statt einer Abschussrampe. Die Menschen blicken zurück, statt nach vorne zu schauen.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 06/2023