– und der irreführende Weg der Intersektionalität.
Dr. Rosaria Butterfield
20. September 2020

Vor ein paar Jahren während einer offenen Fragestunde an der Hochschule beschuldigte mich eine Studentin der Hassrede. Sie bezog sich dabei auf etwas, das ich in meiner Vorlesung erzählt hatte. Es ging um ein Gespräch, das ich 1998 mit meiner Freundin Jill geführt hatte, die als Transgender lebte. Ich hatte ihr gesagt, dass ich zum Glauben an Jesus gefunden hatte und nun überzeugt war, dass das Evangelium wahr ist und Jesus auferstanden und dass wir alle ohne Glauben im Unfrieden mit Gott sind.

Die Studentin bat daraufhin um das Mikrofon und platzte heraus: «Das ist Hassrede! Als Sie beschrieben haben, wie Ihre Transgender-Freundin Ihre Hände in der Küche mit ihren Händen umschlossen hat, während Sie Ihr von Ihrem neuen Glauben erzählten, da haben Sie sie herabgewürdigt. Denn Sie haben damit gesagt, dass Ihre Transgender-Freundin grosse Hände hat.»

Ich stockte völlig perplex bei der Antwort: «Also, ... Sie wollen sagen, dass es Hassrede ist, zu sagen, dass Jills Hände gross sind?»

Die Studentin explodierte förmlich: «Aber sicher ist es so!»

«Jill ist ohne Stöckelschuhe 1,89 gross», erklärte ich. «Ich komme auf 1,58. Meine Hände übergreifen auf dem Klavier kaum eine Oktave. Ja, im Vergleich zu meinen sind die Hände von Jill gross. Gross ist hier ein beschreibendes Adjektiv.»

Die Studentin hob ihre eigenen Hände in die Höhe, während sie ausrief: «Transgender-Frauen werden durch solche eingehenden Beobachtungen verletzt. Ja, das ist voller Hass.»

«Warum sollte es ein Ausdruck von Hass sein, wenn ich sage, dass Jills Hände gross sind?», fragte ich.

Sie: «Das ist genau das, was LGBTQ+- Menschen in den Selbstmord treibt.»

Ich: «Aber die Grösse von Jills Händen ist doch eine messbare, objektive Wahrheit.»

Sie: «Es geht doch nicht um Wahrheit. Ihre Wahrheit ist nicht meine Wahrheit. Ihre Wahrheit hasst meine Realität.»

Wie konnten wir dahin kommen, dass es für einen Menschen Sinn macht, eine Wahrheit abzulehnen, nicht weil sie falsch ist, sondern weil sie schmerzhaft ist? Wie konnten wir dahin kommen, dass wir Menschen, die doch das Ebenbild des heiligen Gottes tragen, vor allem über ihre Zugehörigkeit zu einer politischen oder sozialen Gruppe definieren, als ob das ihre herausragendste und unauslöschliche Eigenschaft wäre? Innerhalb dieser Weltsicht also könnten meine Worte einen Selbstmord verursachen, während die operative Geschlechtsumwandlung, die es einem biologischen Mann erlaubt, sich als eine Frau darzustellen, Würde und Selbstsicherheit hervorbringt?

Diese Veränderung machte mich damals traurig, und sie tut es bis heute. Denn diese Studentin ist auch eine Frucht meines Lebens als Universitätsprofessorin ohne Glauben an Gott. Ich lebte als Professorin während der 1990er-Jahre in wechselnden monogamen lesbischen Beziehungen. Was die Studentin mir da sagte, ruft das Gespräch ins Gedächtnis, das Jesus vor seiner Kreuzigung mit Pilatus führte (Joh. 18,37 b–38 a): «Ich bin in die Welt gekommen, um für die Wahrheit einzustehen. Wem es um die Wahrheit geht, der hört auf mich.» «Wahrheit?», meinte Pilatus. «Was ist das schon?»

Pilatus schaute der Wahrheit kühn ins Gesicht und ging davon, aber er verweigerte sich nicht der Realität. Wie konnte es nur dahin kommen, dass Studenten von Eliteuniversitäten objektive Wahrheit als Bedrohung für ihr authentisches Selbst und ihre Selbstgewissheit ansehen?

Die Ideologie der Intersektionalität

Die Antwort heisst Intersektionalität1, ein analytisches Instrument, das an den meisten gesellschaftswissenschaftlichen Fakultäten in den 1990er-Jahren eingeführt wurde. Intersektionalität erschafft ein Narrativ (eine grosse sinngebende Erzählung) aus der Unterdrückung. Es wird behauptet, dass die Welt sich vor allem in Machtkämpfen bildet und dass jetzt die weisse, männliche und heterosexuelle Herrschaft zerstört werden muss, um diejenigen zu befreien, die davon unterdrückt werden. Innerhalb des Denkens der Intersektionalität wird das biblische Zueinander von Ehemann und Ehefrau als eine Perversion verstanden und als prinzipiell gewalttätig. Die Vorstellung ist, dass wenn wir nur die vielen tausend Wege in allen Details entlarven, die zum Leiden von Menschen führen, und dann die Unterdrückung neu ordnen, dass wir dann in der Lage wären, die Geschichte einer Person (und ihrer Unterdrückung) neu zu schreiben und ihn einsetzen in seine Bestimmung zur Freiheit.

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 09/2020.