Der Charme von Castelluccio di Norcia.
Thomas Kroeckertskothen
26. Februar 2021

Zwischen Ende Mai und Mitte Juli ist die Hochebene von Castelluccio Zeuge eines besonders wichtigen Ereignisses, der «Fioritura di Castelluccio di Norcia».

Für einige Wochen wird die graugrüne Monotonie dieses Gebiets durch ein Mosaik von Farben unterbrochen. Ein regelrechtes Meer aus Farben mit Variationen, die von ockergelb über rot bis tiefblau reichen. Die Blumensorten, die das Bergland färben, sind unzählig. Entlang der Wanderwege erkennt man verschiedene Arten von Enzian, wilder Senf, Narzisse, Veilchen, Mohn, Hahnenfuss, Affodill, Kamille, die hier autochthone «Viola Eugeniae», Klee, Waldsauerklee und mehr.

Aber die Hochebene von Castelluccio ist in Italien vor allem wegen ihrer «Lenticchie di Castelluccio», der Berglinse, sehr bekannt. Mit dieser europäisch geschützten Linsensorte kann man viele typische Gerichte aus Umbrien zubereiten; gekocht mit Salbei, Pfeffer, Wachholderbeeren und Gewürznelken gilt sie als Spezialität.

Die blühenden Wiesen liegen im Nationalpark Monti Sibillini, der sich über 70 000 Hektaren erstreckt und das gleichnamige Gebirge umfasst. Mit einer Höhe von 2476 Metern ist der Monte Vettore der höchste Gipfel des Gebirgsmassivs. Auf 1941 Meter über Meer befindet sich der Lago di Pilato, ein Bergsee am nördlichen Hang des Berges. Die Blütenpracht erstrahlt auf den Gebirgsebenen Piano Grande und Pian Perduto. In 1400 Meter Höhe liegt das Berg­dörfchen Castelluccio di Norcia. Der malerische Ort wurde 2016 von einem Erdbeben schwer in Mitleidenschaft gezogen und müht sich seither mit den Nachwirkungen ab. Vor allem die Bauern, die sich auf den Anbau der «Lenticchie di Castelluccio» spezialisiert haben, kämpfen um ihre Existenz.

Anfang Juli hatte ich die Gelegenheit, mit einigen Freunden des Fotoclubs aus Sansepolcro dieses wunderbare Naturschauspiel zu bewundern und zu fotografieren. Wir fuhren um vier Uhr morgens los, um bei Sonnenaufgang vor Ort zu sein. Es hat sich nicht nur fotografisch gelohnt. Überwältigt von der Schönheit der Schöpfung, führt es mich zur Anbetung dessen, der uns und dies alles gemacht hat – Gott. Die Farben, das morgendliche Hellwerden, das Erwachen der Natur, wenn sich der Nebel auflöst, die Düfte, das Vogelgezwitscher.

Es macht aber auch nachdenklich, denn die Schönheit der Blumen ist vergänglich. So wie es auch in Psalm 103,15–18 (NeÜ) beschrieben wird: «Das Leben des Menschen ist wie das Gras, es blüht wie eine Blume im Feld. Die Glut aus der Wüste fegt über sie hin. Schon ist sie weg, hinterlässt keine Spur.

Doch die Güte Jahwes hat ewig Bestand, für immer gilt sie dem, der ihn respektvoll ehrt; ja selbst seinen Kindern und Enkeln, wenn sie sich an seinen Bund halten und wenn sie ihm gehorsam sind.»

Gottes Güte ist nicht vergänglich, erfreuen wir uns daran!

Betrachten Sie die Fotoreportage in ethos 03/2021.