
Viele Ehen werden durch Pornosucht und Ehebruch völlig zerrüttet. Aber gibt es auch Beispiele von Heilung und Versöhnung? Ja, die gibt es. Angela und Anthony Schopper sprechen in diesem Interview sehr offen von harten Zeiten in ihrer Ehe und von einem Gott, der im Schmerz beisteht, zur Vergebung befähigt und die Ketten der Sünde sprengt. Vielleicht liest auch du dieses Interview, weil du betroffen bist, vielleicht als derjenige, der die Ehe gebrochen hat, vielleicht bist du die Person, die verletzt wurde. Unser Wunsch ist es, dass du durch dieses Gespräch ermutigt wirst und neue Hoffnung schöpfst.
Könnt ihr euch kurz vorstellen? Wie lange kennt ihr euch schon?
Anthony: Angela und ich haben uns mit 17 Jahren in der Schule kennengelernt. Als wir zusammenkamen, begann eine spannende Zeit. Ich genoss es sehr, jemanden zu haben, mit dem ich über alles reden konnte. Ich merkte: Die mag mich, mehr als alle anderen. Das hat etwas in mir ausgelöst und ich wusste, uns verbindet etwas ganz Besonderes.
Ich komme aus einer gemischten Familie, mein Vater ist Sinto, meine Mutter Deutsche. Bei den Sinti ist es üblich, innerhalb des Volkes zu heiraten. Weil Angela Deutsche ist, kam es zu Spannungen in der Familie. Ich als nächste Generation sollte es besser machen, sozusagen die Schande abwenden. Aber das war mir damals relativ egal, ich wusste, sie ist die Richtige. Wegen den familiären Problemen mussten wir für einige Zeit wegziehen. Das war zunächst etwas schwierig, hat uns aber noch mehr zusammengeschweisst. Wir waren nicht nur ein Liebespaar, sondern auch beste Freunde. Von Anfang an haben wir alles geteilt. Das war und ist die Grundlage unserer Beziehung.
Wir heirateten dann, wie es bei uns Sinti üblich ist: Da gibt es keine kirchliche Trauung oder Ähnliches, es ist offiziell, wenn man sich als Ehepaar bezeichnet. Mit 20 Jahren bekamen wir unsere erste Tochter Joana. Es dauerte eine Weile, bis wir zurückkehren konnten und meine Eltern und meine Familie Angela endlich kennenlernten und in gewisser Weise akzeptierten. Von da an begann langsam ein «normales» Leben.
Angela: Auch ich bin in einer nichtchristlichen Familie aufgewachsen und komme aus bürgerlichen Verhältnissen. Etwas hat mich immer zur Kirche hingezogen. Eine Religionslehrerin erzählte uns von Jesus und Golgatha, aber von der Notwendigkeit der Bekehrung und Wiedergeburt hatte ich nie etwas gehört.
Eigentlich wollte ich studieren, unabhängig sein, aber gleichzeitig hatte ich den Wunsch, eine Familie zu gründen und Kinder zu haben.
Anthony war ganz anders, für ihn war es nicht wichtig, ob man gut in der Schule ist. Er holte mich aus meinem «Käfig», aus meinem vorgezeichneten Leben – auf einmal war alles so schön und lebendig. Mit ihm konnte ich einfach reden, meine Gedanken aussprechen, was ich vorher mit niemandem gemacht habe, schon gar nicht mit einem Mann, ich war immer zurückhaltend.
Natürlich war es ein grosser Schritt, die «Kontrolle», die mir mein bürgerliches Elternhaus vorgelebt hatte, aufzugeben. Aber wir wollten alles hinter uns lassen. Und so brach ich das Abitur ab und brannte mit ihm durch.
Wie ging es weiter? Wie seid ihr zum Glauben gekommen?
Anthony: Eines Tages erzählte mir mein Freund Marcel, dass er sich bekehrt habe. Er sprach von Freude und einem tiefen inneren Frieden, wie er ein anderer Mensch geworden sei. Zuvor war in seinem Leben eine grosse Dunkelheit gewesen, aber er wurde frei.
Ich bekam von ihm eine CD mit einer Predigt aus Apostelgeschichte 26,18, wo es darum geht, sich von der Finsternis abzuwenden. Das sprach zu mir, ich weinte und erkannte meinen eigenen dunklen seelischen Zustand. Marcel lud mich zu einem Gottesdienst ein – und ich bekehrte mich.
Angela: Das Thema Pornografie war damals bei Anthony schon ein Thema. In der Welt gilt das ja inzwischen als normal. Wenn du als Frau damit ein Problem hast, bist du frigide. Für mich war es ein stiller Schmerz. Man sagt nichts, will sich schützen und auch zeigen, wie stark man ist. Und dann gestand mir Anthony eines Tages, dass er Ehebruch begangen hatte. Das war natürlich ein Schock für mich, aber ich habe ihm verziehen. Ich verdrängte es, wollte es nicht wahrhaben. Unsere Älteste war gerade eineinhalb Jahre alt, das Leben ging weiter wie bisher. Dann bekamen wir unsere zweite Tochter und es geschah ein einschneidendes Erlebnis. Wir zogen um und ich dachte, jetzt gebe ich ihm eine letzte Chance, sonst schaffe ich es nicht mehr.
In dieser Zeit erzählte Marcel ihm viel über den Glauben und Anthony bekehrte sich. Er, der mir so viel Schmerz zugefügt hatte, kam plötzlich so daher! Ich wollte nichts mehr mit ihm zu tun haben.
Aber eines Tages nahm ich meine Konfirmationsbibel und ging mit in den Gottesdienst. Und da sagte der Prediger genau das, was ich zuvor einmal in der Bibel gelesen hatte: «Wer anklopft, dem wird aufge-
tan ...» Ich konnte nicht anders – ich ging nach vorne und sprach ein Übergabegebet. Wir weinten beide. Auf dem Heimweg wurde mir so vieles bewusst, Gott sprach zu mir.
So schön, wie Gott euch in seine Nachfolge rief. Mit der Bekehrung war das Thema Pornografie für dich, Anthony, aber nicht einfach vom Tisch, oder? Könnt ihr nochmal davon erzählen, weil es ja um Heilung gehen soll?
Anthony: Vielleicht muss ich dazu sagen, dass ich schon sehr früh mit Pornografie in Berührung kam – ich war erst neun Jahre alt – und das beeinflusste natürlich mein Leben. Meine Freunde fuhren ins Bordell und nahmen mich mit, da war ich noch nicht mal 18. Es gab viele Punkte, wo ich mit Prostitution schwimmend in Berührung kam, und das hatte einen enormen Einfluss auf meinen inneren Zustand, es hat mich total ergriffen.
Nach meiner Bekehrung wurden mir sofort einige Dinge klar, wo ich wusste, das ist absolute Finsternis, das macht dich und dein Umfeld kaputt und verunehrt Gott. Aber nach etwa einem Jahr meldete sich die Versuchung wieder.
Lesen Sie das ganze Interview in ethos 06/2024