Thomas Baader kam durch eine Lebens­krise zum Glauben und lebt seither als feuriger Evangelist. Er ist bekannt dafür, jedem in der Firma Achtung entgegenzubringen – vom Putzpersonal bis zum Bereichsvorstand. Wo Baader ist, ist Optimismus, lautes Lachen, und immer eine Story
Interview: Jessica Uttenweiler
13. Januar 2025

Thomas, zu Beginn gleich mal die Frage: Wie sieht ein typischer Arbeitstag bei dir aus? Nimm uns mal mit.

Ich komm’ kurz nach acht in die Firma. Meine Assistentin ist dann schon am Arbeitsplatz und wir organisieren den Tag. Wir schauen, welche Meetings anstehen und besprechen die nächsten 3–4 Tage oder anstehende Dienstreisen. Dann nehmen wir uns Zeit für die Tageslosung und beten gemeinsam. Wir beten für die Firma, für die Vorgesetzten, für die Führungskräfte, für alle Mitarbeiter, die Sorgen oder Nöte haben und für das Wohlergehen der Firma im Allgemeinen.

Und dann ist der Tag, wie wahrscheinlich bei den meisten anderen Führungskräften auch, voll mit Meetings. Manchmal Kundenbesuche, abends Geschäftsessen, Dienstreisen und so weiter.

Du bist die Karriereleiter ausserordentlich schnell hochgeklettert – als du Gott noch nicht kanntest. Wie siehst du heute als Christ das Thema Karriere?

(lacht) Zwei Gedanken dazu: Erstens, Christsein an sich spricht nicht gegen eine weltliche Karriere. Offensichtlich will Gott seine Leute an unterschiedlichen Stellen der Hierarchie platzieren.

Zweitens: Wenn du in einer «Kader»-Position bist, hast du eine grosse Reichweite. Das kann man mit dem Gleichnis aus der Bibel von den anvertrauten Talenten vergleichen. Wenn du viel Verantwortung hast, ist dir viel anvertraut, dann wird aber auch viel von dir verlangt werden.

Gott hat für jeden von uns einen bestimmten Platz vorgesehen. In Apostelgeschichte 17 heisst es, dass Gott die Zeiten bestimmt hat, aber auch Grenzen festlegte und sich genau überlegte, warum er uns zu bestimmten Zeiten an bestimmte Orte dieser Welt stellt. Bei mir war es so: Ich hätte an einem Punkt meiner beruflichen Laufbahn diesen einen weiteren Karriereschritt machen können, aber dann hätte ich einen Kompromiss mit dem Glauben eingehen müssen, und das wollte ich nicht. Damit war für mich klar, dass weitere Karriere-
schritte bei mir nicht mehr möglich sind.

Wie gibst du das Evangelium am Arbeitsplatz weiter?

Das kann vielfältig aussehen. Oft ist es so, dass ich mit einer Kollegin oder einem Kollegen ins Gespräch komme, die oder der privat in grosser Not ist. Ein krankes Kind oder der kranke Ehepartner, ein Todesfall in der Familie, finanzielle Sorgen – ganz persönliche Situationen. Wenn man als Vorgesetzter ein offenes Ohr für seine Mitarbeiter hat und auch über private Dinge spricht, merken sie, dass sie einem als Mensch wichtig sind und nicht, weil sie als Mitarbeiter quasi als «Produktionsfaktor» wieder funktionieren sollen. Dann hat man auch die Möglichkeit, seinen Glauben zu bezeugen. Meiner Meinung nach ist die beste Evangelisation am Arbeitsplatz, wenn die Menschen um dich herum erst mal wissen, dass du ein gläubiger Christ bist. Das ist die Nummer 1: Bekenne deinen Glauben! Mache dich erkennbar, lebe deine Berufung als Christ würdig und angemessen. Als ich einen neuen Job anfing, gab es in der zweiten Woche eine Townhall (ein Meeting, in dem das Management die Fragen der Belegschaft beantwortet) und man bot mir an, mich vorzustellen und ein bisschen was zu meiner Persönlichkeit zu sagen. Ich fing an: Münchner Kaufmann von Beruf, diese und jene Karriereschritte, da und dort war ich im Ausland, verheiratet, eine Tochter, spiele in meiner Freizeit Golf ... In dem Moment, als ich das sagte, sah ich – und es waren ungefähr 200 Leute in dem grossen Saal – einen jungen Kollegen, der ein grosses Holzkreuz um den Hals trug. Das war für mich ein Wink des Herrn: «Bekenne mich!» Ich machte weiter und fügte hinzu: «Ausserdem bin ich in der evangelischen Kirche aktiv und mach’ Jugendarbeit. Da kümmere ich mich um das seelische Wohl der Jugendlichen in dieser Gemeinde.» Später kam eine kleine Gruppe auf mich zu und sagte, dass sie schon seit Jahren für einen gläubigen Chef gebetet hätten und ob ich nicht zu ihrem kleinen Gebetskreis dazustossen wolle. Nach dem Anlass wusste also schon mal ‘ne ganze Reihe von Leuten, dass ich Christ bin. Auch in der Folgezeit, weil sie sahen: «Aha, der geht jeden Dienstagmittag zum Beten».

Dein Wendepunkt im Leben wurde mit einem harten Schicksalsschlag eingeleitet. Erzähle uns gern.

Ich war mit einer Frau verheiratet, die ich seit Jugendtagen kannte, und wir führten eine sehr harmonische Ehe.

Lesen Sie das ganze Interview in ethos 01/2025