Warum es fast unmöglich ist, sich unbemerkt einer Libelle zu nähern.
Moritz Braun
20. August 2017

Als Naturfotograf faszinieren mich diese zerbrechlich wirkenden, farbenprächtigen Tiere ungemein. Die Bilder sollen Sie anregen, den eleganten Akrobaten der Lüfte vermehrt Aufmerksamkeit zu schenken. Sie sind es wert!

Obwohl die gefrässigen Räuber wegen ihrer riesigen, starren Augen auf manche Menschen bedrohlich wirken, können sie nicht stechen! Libellen sind völlig harmlos. Ihre ausgezeichnete Flugfähigkeit verdanken sie der Möglichkeit, die Flügel unabhängig voneinander zu bewegen. Pfeilschnell schiessen sie über das Wasser, ändern dauernd die Richtung, verharren sekundenlang an der gleichen Stelle und schaffen es teilweise sogar, rückwärts zu fliegen. Die schnellsten unter ihnen erreichen eine Spitzengeschwindigkeit von 100 km/h – eine Rekordleistung bei Insekten!

Von den heute weltweit bekannten ca. 5700 Libellenarten kommen in der Schweiz ungefähr deren 80 vor. Sie leben vorwiegend an stehenden Gewässern, an Tümpeln, Teichen und Seen. Man unterscheidet zwischen Klein- und Grosslibellen. Letztere besitzen eine Körperlänge von bis zu 8 cm, haben zusammenliegende Augen und spreizen beim Sitzen ihre Flügel seitlich ab. Kleinlibellen hingegen sind etwa halb so lang, ihre Augen stehen deutlich auseinander und sie falten beim Sitzen mehrheitlich ihre Flügel auf dem Rücken aneinander, mit Ausnahme der Teichlibellen.

Die Möglichkeiten, Libellen im Flug zu fotografieren, werden vorwiegend durch deren Fortpflanzungsverhalten bestimmt. Zur Paarungszeit suchen die Weibchen stets das Wasser auf. Dort erwarten sie die Männchen, um die Eier zu befruchten – ein lohnendes Ziel für mich! Gleich nach der Paarung beginnt das Weibchen mit der Eiablage.

Teilweise erfolgt sie im Flug, andere Gattungen sind mit einem Legestachel ausgerüstet und bohren die Eier direkt in Wasserpflanzen, in morsches Holz oder sandigen Boden. Aus dem Ei schlüpft eine Junglarve, deren Entwicklung je nach Art einige Monate bis zwei oder drei Jahre dauert. Eine erwachsene Libelle hat eine Lebenserwartung von nur wenigen Wochen.

(Artikelauszug aus ethos 8/2017)