Die Sicherheitslage in und um Israel ist angespannt. Doch was bereitet dem jüdischen Staat derzeit die grössten Sorgen? Israelnetz hat mit dem Presseoffizier der israelischen Armee, Major Arje Scharuz Schalicar, über diese und andere Fragen gesprochen.
Dana Nowak
18. Mai 2016

Israelnetz: Die Lage an Israels Grenze zu Syrien ist angespannt, die Hamas brüstet sich mit dem Bau neuer Tunnel, der Iran testet neue Raketen und in Israel gibt es seit Monaten fast täglich Angriffe von Palästinensern auf Juden. Was bereitet Israel zurzeit am meisten Sorge?
Die gute Nachricht – das ist eigentlich nichts Neues. Es gab letztlich nie eine Zeit hier, wo es an allen Grenzen ruhig war. Das ist mittlerweile eine Illusion. Als Armee müssen wir wie immer in alle Richtungen schauen und jede Richtung ist gefährlich. Die Situation mit der Hisbollah an der Nordgrenze kann jederzeit explodieren, das ist unsere grösste Sorge. Vor einem Monat gab es dort einen kleinen Schlagabtausch, das hat sich zum Glück wieder beruhigt. Aber es liegt etwas unter dem Teppich und das kann jederzeit hervorkommen.

Die Arabische Liga hat die Hisbollah zur Terror-Organisation erklärt.
Zu Recht. Dem sollte die ganze Welt folgen. Diese Organisation wurde vom Iran aufgebaut, ideologisch indoktriniert und mit über 100 000 Raketen ausgestattet, die auf Israel gerichtet sind. Sie verschanzt sich dabei inmitten ihrer Zivilbevölkerung. Wenn das kein Terror ist, dann weiss ich nicht, was Terror ist.

Aus Israel heisst es oft, der Iran sei die grösste Bedrohung für den jüdischen Staat. Sie sehen derzeit eher die Hisbollah im Norden in dieser Rolle?
Der Iran ist nicht direkt um die Ecke. Allerdings haben die Iraner in den vergangenen Tagen zur Schau gestellt, dass sie Langstreckenraketen testen. Auf diese haben sie geschrieben, die Raketen sollen dazu dienen, das zionistische Gebilde auszuradieren. Das ist ähnliche Propaganda wie seit Jahren, aber allein der Fakt, dass sie derartige Raketen herstellen, besorgt uns. Sie haben erst vor Kurzem ein Abkommen mit dem Westen unterzeichnet, das der Deeskalation dienen sollte. Jetzt testen sie solche Raketen, da kann man nicht von Deeskalation sprechen.

(Interviewauszug aus ethos 05/2016)