Etwa 6,2 Millionen mittelschwere und schwere Nutzfahrzeuge sind derzeit in Europa unterwegs. Wenn die Trucker Pech haben, stranden sie aufgrund von Fahrverboten oder Wetterbedingungen irgendwo am Stras-
senrand. Manche Lkw-Fahrer erleben Advent und Weihnachten «on the road» in ihren riesigen Maschinen – und sind damit der biblischen Weihnachtsgeschichte oft näher als wir mit unserer Weihnachtsgans. Ununterbrochen sind sie unterwegs und sehen ihre Familien oft wochen- und monatelang nicht.
Als Jesus Christus geboren wurde, gab es natürlich keine Lastwagen, aber die Menschen waren in den Tagen um seine Geburt genauso in Bewegung. Die Strassen waren proppenvoll. Hunderte, Tausende mussten an den Ort ihrer Geburt zurückkehren. Warum? Weil Kaiser Augustus eine Volkszählung angeordnet hatte. Dafür konnte man sich nicht irgendwo registrieren lassen, sondern hatte dorthin zu reisen, wo man geboren war. Mit einem Augenzwinkern könnte man sagen: Das war das erste «Driving Home for Christmas», von dem Chris Rea in seinem Hit von 1986 singt.
Wenn die Menschen an Heiligabend in den Gottesdienst gehen, denken sie selten an die verstopften Strassen Jerusalems, sondern an eine idyllische, ziemlich eingedeutschte Krippenszene. Alles steht still und staunt über dieses Kind. Niemand rührt sich, als hätte jemand in einem Film auf «Pause» gedrückt. Bibelskeptiker zucken mit den Schultern und fragen sich, warum bis heute so viel Aufhebens um dieses Baby gemacht wird. Die Antwort ist simpel und doch einleuchtend. Die Menschen, die Jesus als Säugling in Bethlehem sahen, erlebten eine massive Veränderung ihres Alltags. Nichts war mehr wie zuvor. Für sie war das erste Weihnachtsfest der Geschichte keine Sackgasse, sondern eine gute Einbahnstrasse! Gott hatte ein Schild mit einem Pfeil in ihr Leben gestellt. Die Richtung war klar: Schritt für Schritt auf Gottes Wegen! In einer Einbahnstrasse darf man sich nur in eine Richtung bewegen. Welche das ist, zeigt ein Schild am Anfang der Strasse an. Nach der Krippenszene in Bethlehem ging das Leben für die Hirten, die Weisen, und auch für Maria und Josef weiter. Aber sie waren nicht auf ihren gewohnten Wegen unterwegs, sondern auf Gottes Einbahnstrasse.
Bevor Gott den Hirten von Bethlehem Weihnachtsfreude schenkte, brachte er ein ganz schönes Chaos in ihr Leben. Sie standen unter Schock. Mitten in der Nacht war ein Engel erschienen. «Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihnen, und die Herrlichkeit des Herrn umleuchtete sie; und sie fürchteten sich sehr. Und der Engel sprach zu ihnen: Fürchtet euch nicht! Denn siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die dem ganzen Volk widerfahren soll. Denn euch ist heute in der Stadt Davids der Retter geboren, welcher ist Christus, der Herr. Und das sei für euch das Zeichen: Ihr werdet ein Kind finden, in Windeln gewickelt, in der Krippe liegend» (Luk. 2,9–12).
Wie im Film setzte Gott nach dieser aussergewöhnlichen Botschaft noch einen Special Effect obendrauf. Ein gigantischer Sprechchor des Himmels, die himmlischen Heerscharen, wurden sichtbar und verkündeten: «Herrlichkeit ist bei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und unter den Menschen Gottes Wohlgefallen!» (Luk. 2,14).
Von da an war den Hirten alles klar! Gott hatte extra für sie ein Einbahnstrassenschild aufgestellt. Der Pfeil zeigte direkt nach Bethlehem. Der erste Schock wich der Vorfreude. Ihr Entschluss war schnell gefasst. Sie taten, was die Engel ihnen gesagt hatten. Nichts hielt sie mehr zurück. Kein Zögern. Keine Zweifel. Nicht einmal die Verantwortung für die Schafe. Ist es nicht genial, dass die Engel den Hirten mitteilten, die Begegnung mit Jesus Christus sei eine grosse Freude? Sie erlebten echte Weihnachtsfreude – keinen Heiligabendblues. Mich begeistert, dass wir an den Hirten sehen können: Der Glaube an Jesus ist keine trübe und traurige Angelegenheit. Er ist weder langweilig noch staubtrocken. Lebendiger Glaube setzt immer in Bewegung. Christsein bedeutet, im Auftrag Jesu Christi unterwegs zu sein. Es bedeutet, sich im Gebet direkt an Jesus zu wenden, in der Bibel zu lesen und zu merken: Diese Worte sprechen genau in mein Leben! Jesus kennt und liebt mich. ER vergibt mir – egal, was ich getan habe. ER schenkt mir Freude und Hoffnung, auch wenn ich vielleicht ein Leben lang die Konsequenzen meines Handelns tragen muss.
Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 12/2023