Von der Verlockung, das Evangelium mit einem Zuckerguss zu überziehen, um es schmackhaft zu machen. «Denn ganz gleich, ob mit oder ohne Schokoladenüberzug – einen Käfer essen hiesse eben genau das: einen Käfer essen.»
Robert Wolgemuth
13. September 2020

Als Amazon-Prime-Mitglied erhalte ich regelmässig «Angebote». Ich werde aufgefordert, Dinge zu kaufen, die ich noch nicht habe – und in den meisten Fällen auch überhaupt nicht benötige bzw. haben will. Wie heute.

Heute Morgen wurde ich auf einen Sonderpreis für «mit Schokolade überzogene Insekten» aufmerksam gemacht. Nein, das ist kein Witz. Aber einen Käfer essen, daran bin ich nicht interessiert. Denn ganz gleich, ob mit oder ohne Schokoladenüberzug – einen Käfer essen hiesse eben genau das: einen Käfer essen. Und da sage ich: «Nein danke.»

Verzeihen Sie mir, dass ich dies als Metapher gebrauche: Ungeachtet dessen, wie sehr manche das Evangelium auch mit einer Art «Zuckerguss» überziehen mögen, es wird für diejenigen, die einfach kein Verlangen danach haben, dadurch nicht schmackhaft:

«Denn das Wort vom Kreuz ist denen, die verloren gehen, Torheit; uns aber, die wir errettet werden, ist es Gottes Kraft» (1. Kor. 1,18).

Andere Bibelübersetzungen verwenden anstelle von «Torheit» das Wort «Dummheit». Was Sie und ich über Gott, die Bibel, das Kreuz Jesu Christi und die Erlösung glauben, ist für viele – ja, für die meisten Menschen – absolut lächerlich, dumm – ja, sogar anstössig.

Einige versuchen, Nichtgläubige zu bewegen, das Evangelium anzunehmen, indem sie die Wahrheit mit «Zuckerguss» überziehen und die Ohren der Menschen mit einer verwässerten Botschaft kitzeln, die überhaupt kein Evangelium ist. Doch der Kern der christlichen Heilsbotschaft ist für all jene anstössig, deren Augen niemals vom Geist Gottes geöffnet wurden.

Aber genau das ist erforderlich, damit sie sehen, wie sündig sie selbst sind, wie unübertroffen das Werk Christi ist und wie sehr sie einen Retter brauchen.

Das dritte Buch in meinem Elternhaus

Denken Sie an ein Fernsehquiz. Die Kategorie heisst «Familiennormen». Und die Frage lautet: Welche drei Bücher waren im Haus Wolgemuth, als Robert noch ein Kind war, enorm wichtig?

Raten Sie doch mal.

Natürlich hatten wir eine Bibel, ja, sogar mehr als eine. Das haben Sie doch richtig getippt, oder?

Das zweite Buch war ein Gesangbuch. Meine Eltern hätten sicher Martin Luther zugestimmt, der gesagt hat: «Neben dem Wort Gottes ist die edle Kunst der Musik der grösste Schatz der Welt. Sie beherrschet unsere Gedanken, unser Gemüt, unser Herz und unseren Geist.» Vielleicht haben Sie ja auch das erraten.

Doch was ist mit dem dritten Buch? Geben Sie auf? Das drittwichtigste Buch in meinem Elternhaus war Foxes Buch der Märtyrer.

Übrigens habe ich erst vor ein paar Jahren entdeckt, dass das Vorhandensein dieses Buches in unserem Haus auf die Wurzeln meiner Eltern in Lancaster County, Pennsylvania, zurückzuführen ist. Ich las ein Buch über Familien der Amish, von denen viele auch in dieser Region der USA leben, und erfuhr, dass diese drei Bücher in praktisch jedem Haushalt zu finden sind. Foxes Buch war ein grosses, gebundenes Werk mit Geschichten und Illustrationen von Männern und Frauen, die vor Jahrhunderten ihr Leben für ihren christlichen Glauben gegeben hatten. Einige wurden gefoltert und gehängt; andere auf dem Scheiterhaufen verbrannt, wieder andere den Löwen vorgeworfen und in Stücke gerissen – und das nur, weil sie sich weigerten, ihre Liebe zu Jesus und ihre Hingabe an ihn zu widerrufen.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich als kleiner Junge auf dem Wohnzimmerboden sass – versteckt hinter einem grossen, mit kariertem Stoff überzogenen Sessel – und vorsichtig durch die Seiten dieses Buches blätterte. Mein Herz raste, als ich darüber nachdachte, wie das für diese Menschen wohl gewesen sein muss.

Warum hatten meine Eltern sich dafür entschieden, ein solches Buch in unserem Haus zu haben? Ein Buch, das anschauliche Lebensbeschreibungen und Holzschnitte von Christen enthielt, die ihres Glaubens wegen verfolgt oder hingerichtet wurden?

Auch wenn ich nie die Gelegenheit hatte, meine Eltern danach zu fragen, so vermute ich doch, dass sie dieses Buch in unserem Haus hatten, damit ihre Kinder nie versucht sein würden zu glauben, dass die Nachfolge Christi etwas allseits Beliebtes ist. Umgeben von einer weltlichen Kultur, die unterschwellig – oder offen – Männer und Frauen zu verspotten schien, die Jesus ergeben waren, wollten sie, dass ihre Kinder darauf vorbereitet waren.

Mit anderen Worten: Meine Eltern wussten, dass eine treue Hingabe gegenüber Jesus nie der Weg des geringsten Widerstandes sein würde. So etwas würde in der Welt nie und nimmer auf begeisterte Zustimmung stossen. Es würde unmöglich als «cool» angesehen werden. Meine Eltern waren deshalb darauf bedacht, dass ihre Kinder vorbereitet sein würden – und zwar: auf alles.

Wie Sie wissen, war auch Jesus Christus selbst dieser Art von Widerstand ausgesetzt.

Lesen Sie den ganzen Artiekl in ethos 09/2020.

 

Auszug aus: «Lügen, die wir Männer glauben ... und die Wahrheit, die uns frei macht», Robert Wolgemuth, CLV.