Ein Plädoyer für die ewige Intelligenz
Johannes Vogel
22. Juni 2023

Kaum jemand lässt die künstliche Intelligenz (KI oder auch AI vom englischen «Artificial Intelligence») kalt. Für Forscher ist sie das Shangri-La des Wissens, für Finanzfokussierte der Topf mit Gold am Ende des Regenbogens und für Schüler eine prima Sache, die Hausaufgaben nicht mehr selbst machen zu müssen! Derzeit hört man ja fast täglich von neuen Entwicklungen im Bereich der künstlichen Intelligenz, die zahlreiche Wirtschafts- und Gesellschaftszweige auf den Kopf stellen könnten. Die junge Generation (die sogenannte «Generation Alpha») wird mit KI aufwachsen und sowohl die positiven als auch die negativen Aspekte im Alltag erleben.

Die aktuelle Aufregung um die künstliche Intelligenz zeigt mal wieder so deutlich den enormen Hunger nach ausserbiblischer Weisheit. Vielleicht ist da ja plötzlich etwas, das Antworten auf unsere brennenden Fragen hat – denn die Bibel kann für den aufgeklärten Menschen von heute keine allumfassende Antwort mehr sein. ChatGPT (Generative Pre-trained Transformer) ist ein Chatbot (ein textbasiertes Dialogsystem), das künstliche Intelligenz einsetzt, um mit Nutzern über Nachrichten zu kommunizieren. Es verwendet moderne maschinelle Lerntechnologie, um Antworten zu generieren, die natürlich klingen und für ein Gespräch relevant sein sollen.

Programme wie dieses werden derzeit mit den absurdesten Fragen gefüttert, und die Antworten sorgen mitunter für grosse Verblüffung. So schrieb ein Journalist, er habe ChatGPT gefragt, ob Adam und Eva einen Bauchnabel gehabt hätten.1 Daraufhin erhielt er in Sekundenbruchteilen eine Antwort, die erstaunte: «Da Adam und Eva jedoch laut biblischer Erzählung direkt von Gott geschaffen wurden, ohne durch den natürlichen Fortpflanzungsprozess geboren zu werden, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass sie einen Bauchnabel hatten.» Der Autor konnte diese Antwort natürlich nicht so stehen lassen und fragte ChatGPT: «Wo haben sich dann die Fusseln ihrer Pullover gesammelt?» Daraufhin stellte das Programm klar, dass Adam und Eva zwar biblische, aber keine realen Personen seien. Als Christ kann ich über die geistliche Dummheit der künstlichen Intelligenz nur den Kopf schütteln. Aber ich wundere mich nicht. Denn die «Maschine» kann nur das ausspucken, was sie gefüttert bekommt. Zugegeben mit übermenschlicher Geschwindigkeit, aber ohne göttliche Weisheit.

Lassen wir uns also nicht von der vermeintlich ultimativen Weisheit dieser technischen Innovation in Angst und Schrecken versetzen. Wir können ganz selbstbewusst sagen: Vor der Bibel muss jede KI peinlich berührt die Bühne räumen! Vielleicht ist heute angesichts des grossen Geredes um die KI wieder einmal der richtige Tag für ein Plädoyer für die Bibel – Gottes ewig gültiges, unfehlbares und irrtumsloses Wort. Fassen wir neuen Mut und entwickeln wir ein ausgeprägtes biblisches Selbstbewusstsein!
Drei Aspekte sind mir im Zusammenhang von KI und Bibel wichtig geworden:

1. Schneller ist nicht besser!

Was macht Programme wie ChatGPT so faszinierend? Es ist die Geschwindigkeit. In Sekunden oder wenigen Minuten werden hochkomplexe Fragen beantwortet, Texte geschrieben oder Lieder komponiert. Wow! Was damit alles möglich sein wird, ahnt die Menschheit noch nicht im Detail. Deshalb wird das Thema in den Medien auch so fokussiert. Das Tempo beeindruckt und erschreckt zugleich.

Ein KI-Modell der Universität Tel Aviv und der Ariel University macht derzeit von sich reden: Es kann jahrhundertealte Texte übersetzen, die einst in akkadischer Sprache und Keilschrift auf Tontafeln verfasst wurden. Die Entschlüsselung solcher Schriften erfordert normalerweise jahrelange Arbeit von Experten, doch mit Hilfe künstlicher Intelligenz soll die Assyriologie – also die Wissenschaft, die sich mit der Entzifferung dieser Texte beschäftigt – bald deutlich an Tempo gewinnen. Schliesslich ist diese besondere Form der Übersetzungsarbeit hochkomplex.

Gerade diese Geschwindigkeit ist das, was uns Christen so anspricht. Hätten wir Gott nicht gerne als eine Art Wunschautomat? Hand aufs Herz: Wie oft wünschen wir uns insgeheim, dass der Herr Jesus schneller auf unsere Fragen antwortet? Wie oft sind wir genervt und frustriert, dass wir geduldig sein müssen? Wie oft wünschen wir uns in Krisen ein schnelles, aussergewöhnliches Zeichen oder eine Offenbarung des Heiligen Geistes? Geben wir zu, dass es uns manchmal sehr, sehr schwer fällt, geduldig zu sein (ein Gebet, das wir alle sofort parat haben: «Herr, schenk mir Geduld, aber bitte sofort»).

1    https://www.mainpost.de/regional/rhoengrabfeld/die-glosse-was-weiss-chatgpt-ueber-den-bauchnabel-von-adam-und-eva-art-11138482

Lesen Sie den ganzen Artikel in ethos 07+08/2023