«Ach, was soll ich nun machen?» – Es gibt Situationen im Leben, in denen uns das kalte Grauen der Ausweglosigkeit packt und man nur noch dasitzt und einfach nicht mehr weiterweiss. Frische Impulse aus dem Leben von Elisa.
Rudolf Möckel
7. Mai 2016

Zur Zeit des Propheten Elisa (Elischa) unternahm der König von Syrien immer wieder Raubzüge gegen Israel. Dabei legten seine Generäle Hinterhalte, um die israelitischen Truppen zu schlagen. Doch das funktionierte nicht! Ein Misserfolg reihte sich an den anderen.

Begreiflicherweise löste dies beim syrischen König Frustration aus, worauf er seine Militärberater zusammenrief. Befand sich etwa ein Spion in den eigenen Reihen? Einer der Obersten meldete sich zu Wort und erklärte: «Nein, mein Herr und König, es ist der Prophet Elisa. Der meldet seinem König sogar das, was du in deinem Schlaf-zimmer sagst» (2. Kön. 6,12).

Wie peinlich! Selbst die geheimsten Gespräche, die der König dort unter vier Augen geführt hatte, wurden mitgehört! Gott hatte seinem Propheten Elisa verraten, an welchem Ort jeweils der nächste Hinterhalt geplant war. Dieser wiederum meldete es dem König von Israel. So konnte der feindliche Angriff jedes Mal abgewendet werden. Wutentbrannt befahl der syrische König, Gottes Informanten, der sich in der Stadt Dotan befand, zu ergreifen und zu töten: «Da schickte er ein ganzes Heer dorthin mit Pferden und Streitwagen, eine starke Truppe. Sie rückten bei Nacht an und umzingelten die Stadt» (2. Kön. 6,14). Elisas Schicksal schien besiegelt ...


Ein deprimierter Diener

Der Erste, der diese Aussichtslosigkeit entdeckt, ist der Diener des Propheten: «Als der Diener des Gottesmannes früh am Morgen aufstand, sah er die Stadt plötzlich von einem Heer, von Pferden und Streitwagen umringt. ‹Ach, mein Herr, was sollen wir jetzt machen?›, rief er» (2. Kön. 6,15).  

Seine Frage drückt Ratlosigkeit und Verzweiflung aus. Natürlich kann man ihn verstehen, denn es ist keine Kleinigkeit, ringsum auf Waffen zu starren, von denen jeden Moment Tod und Verderben bringende Geschosse auf die Stadt herabregnen werden. Der Diener ist sich bewusst, dass Elisa für die syrischen Militärs der Staatsfeind Nr. 1 ist. Und das erste Haus, das in Schutt und Asche versinken wird, ist jenes, in dem sie sich gerade befinden. Nackte Angst packt ihn! Er sieht nur noch das drohende Unheil vor sich.

Und heute? Mit welchen Augen sehen die, die Jesus lieb haben? Sind sie geistlich stärker, stabiler, tragfähiger, gelassener als der deprimierte Diener des Propheten? Was fällt ihnen ein, wenn die Aussichtslosigkeit mit betäubender Kälte nach ihnen greift? Stammeln sie dann auch nur noch: «Ach, was sollen wir jetzt machen?»


Alles nur Bluff!

Es lohnt sich, genauer zu analysieren, was bei Elisas Diener abläuft. Zunächst mal fällt auf, dass er das sieht, was vor Augen ist. Das ist verständlich. Er kann es ja auch gar nicht übersehen. Aber er bleibt an der «Oberfläche». Anders gesagt, er hält die Oberfläche für das Ganze. Dass sich darunter vielleicht noch manches verbergen könnte, was man eben nicht sofort sieht, ist unvorstellbar für ihn. Er lässt sich von dem beeindrucken, was er sieht.

(Artikelauszug aus ethos 05/2016)