Zwei Stunden, mit ein bisschen Glück auch drei. So viel Zeit bleibt einem beim Biss der Lanzenotter, einer der aggressivsten Giftschlangen auf dem amerikanischen Kontinent.
Kevin Winterhoff
8. Juni 2017

Warum verbringt man gerade in einem Land, welches zwar relativ sicher, jedoch, was die Natur betrifft, nicht ohne Gefahren erscheint, einen Monat Elternzeit?  

Die Reaktion von Freunden reichte von Begeisterung bis hin zu Unverständnis. Klar, es ist nicht jedermanns Sache, ein solches Abenteuer mit Kindern zu wagen. Trotzdem entschieden wir uns für diesen Familientrip. Natürlich reizten mich als Naturfotograf die tollen Regenwaldgebiete, die einzigartige Natur, die Artenvielfalt – ein Jackpot für mich! Tukane, Tapire und Trogons – worauf also noch warten?


Roadtrip mit Kindern

Von Alajuela aus starteten wir Richtung Norden bis an die Grenze von Nicaragua. Von dort planten wir, nach Westen zu reisen, vorbei am Vulkan Arenal, bis hin zu dem Sumpfgebiet des Palo Verde im heissen Gebiet von Guanacaste. Als Nächstes wollten wir die Nebelwälder um Monteverde erkunden, um danach an der pazifischen Küste entlang bis zum Nationalpark Manuel Antonio zu fahren, der für seine Traumstrände bekannt ist. Nach einem Zwischenstopp von einigen Tagen sollte es weitergehen bis zur Halbinsel Osa und später ins zentrale Hochland. Die letzten Tage wollten wir an der Karibikseite verbringen und etwas ausruhen. Über den Vulkan Poas würden wir schliesslich zurück zum Flughafen nach Alajuela gelangen.

Bereits auf dem Flughafen schlug uns saunagleiche Hitze entgegen. Mir lief der Schweiss nur so runter, die Einheimischen trugen gar lange Hosen! Der Stress, Koffer abholen, meinen Fotorucksack und andere Wertgegenstände im Auge behalten, die Kinder bändigen: Ich sehnte mich nach einer Dusche und Schlaf. Doch weder die Temperatur noch der Jetlag schien den Kindern irgendetwas auszumachen. Unsere dreijährige Tochter Edda genoss das Abenteuer Costa Rica sichtlich. Die wilde Taxifahrt durch die Hauptstadt, die fremde Sprache, alles wurde begeistert aufgenommen und kommentiert.

Natürlich will eine Rundreise mit Kindern gut überlegt sein. Zum Glück sind unsere Kids lange Autostrecken gewöhnt und verbringen diese oft mit Schlafen. Ein Auto mit Klimaanlage war sicher von Vorteil.

Ein Land wie Costa Rica muss man aber unbedingt auch zu Fuss erkunden. Unser zehn Monate alte Junge kam in das Tragetuch, Edda durfte in den Trag-rucksack auf meinem Rücken, wenn sie müde wurde. Mit der Fotoausrüstung kam ich so auf ungefähr 20 kg. Während meine Tochter fröhlich Lieder trällerte, schwitzte ihr Papa mächtig. Dennoch war es für uns ideal, so zu wandern.

Wenn man mit Kindern reist, muss man Abstriche machen. So liessen wir einige Ziele aus. Trotzdem legten wir eine Strecke von über 2100 km zurück!

(Artikelauszug aus ethos 6/2017)