Eine ethos-Leserin schreibt: Für den Bericht von Irmgard Grunwald «Näher, noch näher» in ethos (6+7/2017) möchte ich besonders danken. ethos ist die interessanteste und schönste Publikation, die mir je begegnet ist. Ich bete, dass durch diese wunderschöne Zeitschrift viele Menschen erreicht werden, die sich «treffen» lassen und dadurch unseren wunderbaren Herrn Jesus Christus kennenlernen und Ihm folgen.
Schwester Georgis
19. Oktober 2017

Seit mehr als 40 Jahren gehöre ich zu einem katholischen Orden mit strenger Klausur. Momentan lebe ich in einem Altenheim. Ich wurde aus dem Kloster herausgedrängt, weil ich viele Ansichten über die Form des Ordenslebens nicht mehr teilen konnte.

Gerne möchte ich erzählen, wie sich durch Irmgard – inzwischen sind wir Freundinnen – mein ganzes Leben in der Osterwoche 2013 total verändert hat. Die Sendung «Lesezeichen» des ERF, in der gute Bücher vorgestellt werden, hörte ich besonders gern, da ich für die Bibliothek des Klosters sorgte. Auch Irmgard Grunwalds Bücher wurden vor- gestellt. Aus ihrem Buch «Gott schenkte mir eine Rose» las ich darauf folgenden Text:

«Bewegungsunfähig liege ich in meinem Bett, wie ein Käfer auf dem Rücken; ich kann noch nicht einmal mit den Zehen wackeln. Mir ist heiss, doch ich kann die Decke nicht allein abstreifen. Meine Atemmaske drückt sich in die empfindliche Gesichtshaut. Ich höre Geräusche im Flur: Sie kommt.

Sie nimmt mir die Decke ab. Sie setzt mich im Bett auf. Mit einer speziellen Vorrichtung hebt sie mich aus dem Bett in den Duschrollstuhl. Ich werde nackt ausgezogen, eingeseift, abgeduscht.

Wie ein Stück Fleisch, denke ich. Erniedrigend, würdelos. Wieder ertrinke ich in Selbstmitleid. Da hilft nur eins: ein drastischer Perspektivenwechsel.

Ja, ich bin gelähmt, aber rund um die Uhr werde ich liebe-voll und einfühlsam versorgt. Mein Mann, meine Kinder und etliche Pflegekräfte bemühen sich um mich. Ein Atemgerät erhält meine Sauerstoffversorgung aufrecht. Mit einem Elektrorollstuhl bin ich mobil. Aus dieser Perspektive betrachtet hat Selbstmitleid keine Berechtigung mehr. Langsam kann ich den Blick von mir selbst lösen.

(Artieklauszug aus ethos 10/2017)