Wenn die Freude am neuen Elternglück durch permanente Überbelastung auf der Strecke bleibt. Dazu die fünffache Mutter und Buch-Autorin Elisabeth Weise im Gespräch mit ethos.
Daniela Wagner
26. Januar 2018

Frau Weise, wie kamen Sie dazu, ein Buch zu schreiben, das eine Starthilfe für frischgebackene Mütter sein soll?
Elisabeth Weise: Die Idee zu dem Buch entstand während eines Gesprächs mit Freunden, die ein kleines Kind haben und mit denen wir über die Freuden und Herausforderungen der Säuglingszeit sprachen. Dabei stellten wir fest, dass es auf dem christlichen Buchmarkt zwar wertvolle Ehe- und Erziehungsbücher gibt, aber kaum eines über die erste Phase mit dem Kind. Dazu kam die Beobachtung, dass sich viele Ratschläge, die man in weltlichen Babybüchern und Zeitschriften liest oder von anderen Müttern bekommt, immer mehr von biblischen Grundlinien entfernen. Weil unser jüngstes Kind seine Babyjahre gerade erst hinter sich gelassen hatte und vieles noch recht «frisch» war, habe ich mich daran gewagt, einiges zu dem Thema aufzuschreiben. Ursprünglich sollte es nur eine kleine Broschüre werden, aber dann ist doch ein ganzes Buch draus geworden ...

Erleben Sie in Ihrem Umfeld viele junge Mütter, die mit ihrem Kleinkind überfordert sind? Wie war das damals bei Ihnen, als Sie das erste Mal Mutter geworden sind?
Ich habe den Eindruck, dass unter jungen Müttern im Allgemeinen eine grosse Unsicherheit herrscht. Viele ältere Frauen und Leute, die beruflich mit ihnen zu tun haben, bestätigen dies. Junge Mamas wollen zwar auf jeden Fall «alles richtig machen», haben aber keine genaue Vorstellung davon, was das heisst. Viele sagen selbst, dass sie überfordert sind. Manche sind bereits mit einem Baby am Ende ihrer Kräfte – obwohl sie sonst im Leben vieles erfolgreich gemanagt haben. Leider bleiben auch wir christlichen Frauen von dieser allgemeinen Entwicklung nicht unberührt.

Durch meine Ausbildung zur Kinderkrankenschwester habe ich mich in der normalen Versorgung meines Babys nicht unsicher gefühlt. Aber ich kann mich noch gut daran erinnern, dass der Anfang trotzdem nicht ganz leicht war. Ich weiss noch, wie ich in den ersten Tagen nach der Geburt realisierte, dass ich jetzt wirklich rund um die Uhr für dieses Kind verantwortlich bin. Dass ich da plötzlich in einer Nummer stecke, aus der ich mindestens die nächsten 18 Jahre nicht mehr rauskommen werde ... Das war ein ganz neues und auch etwas beängstigendes Gefühl.

Worin sehen Sie die Ursache, dass Mütter – gerade auch mit hohem Bildungsniveau – nicht mehr auf grundlegende Fähigkeiten im Umgang mit kleinen Kindern zurückgreifen können?
Vielleicht liegt es daran, dass sich viele junge Frauen nicht konkret damit auseinandersetzen, was es bedeutet, einmal Ehefrau und Mutter zu sein. Klar, die meisten wollen schon irgendwann heiraten und auch Kinder haben, aber für viele kommt dieses Ziel erst nach vielen anderen und ist gedanklich lange Zeit noch «sehr weit weg». Vielleicht meint man auch, jeder könne die Aufgaben einer Mutter automatisch und brauche keinerlei Vorbereitung dazu. Unsere Gesellschaft schätzt die Arbeit zu Hause ja nicht besonders hoch ein, sodass viele nicht realisieren, wie viele praktische Fertigkeiten, aber auch welche Einstellung es braucht, ein Heim für eine beginnende Familie zu schaffen und ein Baby gut zu versorgen. Dazu kommen manchmal sehr idealisierte Vorstellungen wie: «Ich muss mein Kind einfach nur ‹ganz doll lieb› haben und dann wird alles wunderschön.»

Ab und zu eine Mutter mit kleinen Kindern zu besuchen, ihr zu helfen und so wertvolles Wissen und eigene Erfahrungen zu sammeln, wäre eigentlich die beste Vorbereitung für eine junge Frau, die sich einmal eine eigene Familie wünscht. Wenn man nämlich erst in den kurzen Wochen des Mutterschutzes anfängt, sich mit diesen Themen zu beschäftigen, ist das ziemlich spät. Dann kann man zwar noch alle möglichen Vorbereitungskurse besuchen, wird aber durch die Fülle der Informationen nur verunsichert. Wie tröstet man ein Kind? Wie sieht normaler Muttermilchstuhl aus? Wie wickelt man? Wie hält man ein Baby? Womit spielt ein Zweijähriges? Was macht man, wenn der kleine Racker nicht das tut, was er soll? Das sind alles Dinge, die man am besten im normalen Leben mitbekommt und nicht kurz vor knapp aus irgendwelchen Ratgebern oder Kursen.

Viele Ratschläge stammen von Leuten, die kein christliches Menschenund Weltbild haben. Nicht selten haben sie gar keine eigenen Kinder. Eine Freundin von mir hat einige Zeit bei einem Internet-Portal für Mütter gearbeitet und dort viele Texte mit Ratschlägen verfasst. Interessanterweise hatte sie selbst zu diesem Zeitpunkt noch gar keine eigenen Kinder – und ein grosser Teil ihrer Kolleginnen auch nicht! Manchmal liest man, dass Babys, die weinen und nicht gleich gestillt werden, ihr Urvertrauen verlieren. Oder dass der Trotz des Einjährigen daher kommt, dass er das Trauma seiner Geburt noch nicht verarbeitet hat. Oder dass man sein Kind in den ersten Monaten möglichst viel am Körper tragen müsste, weil das die Affen, von denen wir angeblich abstammen, auch so machen. Da braucht man schon ein gutes Unterscheidungsvermögen! Wenn junge Mamas unkritisch aus solchen Quellen ihre Informationen beziehen, werden sie wahrscheinlich am Ende an einen Punkt gelangen, wo sie überhaupt nicht hin wollten. Da hilft dann auch das hohe Bildungsniveau nichts, wahrscheinlich verkompliziert es die Dinge sogar eher ...

Lesen Sie das ganze Interview in ethos 02/2018.